Die Tote in der Henkersgasse by Astrid Fritz

Die Tote in der Henkersgasse by Astrid Fritz

Autor:Astrid Fritz [Fritz, Astrid]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644406506
Herausgeber: Rowohlt E-Book


Kapitel 24

Serafina steckte den Kopf zur Küchentür herein.

«Bin ich zu spät?»

Ihre Wangen waren leicht gerötet, als sei sie gerannt, und unter der weißen Sonntagshaube hatten sich rechts und links zwei Haarsträhnen gelöst.

«Wie schön, dass ihr auf mich gewartet habt.»

Am liebsten wäre Adalbert aufgesprungen, hätte sie umarmt und ihr gesagt, wie sehr er sie liebte. Und dass er im schlimmsten Falle alles aufgeben und mit ihr ans Ende der Welt gehen würde.

«Immerhin seid Ihr diesmal fast pünktlich zum Essen erschienen», brummelte Irmla. «Ich trag dann mal in der guten Stube auf.»

«Wartet, ich helf Euch.» Serafina nahm ihr die Platte mit dem aufgeschnittenen Braten ab.

Kein Ave-Maria später saßen sie alle drei in der Wohnstube. Mit gutem Appetit begann Adalbert zu essen. Sie würden eine Lösung finden, dessen war er sich jetzt sicher. Er hatte nicht nur eine wunderbare Frau an seiner Seite, sondern auch eine beherzte, zupackende Magd.

Serafina hingegen wirkte noch bedrückter als am Morgen. Ihr Blick wanderte zwischen Irmla und Adalbert hin und her, schließlich sagte sie: «Wir waren bei Jodokus, die Grethe, die Meisterin und ich. Bei dem armen Mann, der angeblich die Agnes erschlagen haben soll.»

«Wie? Im Gefängnisturm wart ihr?», fragte er verblüfft und aufgeschreckt zugleich.

Sie legte die Bratenscheibe, die sie gerade mit ihrem Messer aufgespießt hatte, zurück auf die Platte.

«Du musst helfen, Adalbert. Ich sage dir, der Mann ist unschuldig! Auch meine Freundinnen glauben das, Grethe und Mette kennen ihn nämlich von früher. Aber wenn er erst peinlich befragt wird, wird er alles sagen, was man von ihm hören will. Solche Angst hat er vor der Tortur! Dabei hat er die Geldkatze, die angeblich Agnes gehört, am Samstag vor einer Woche auf dem Rindermarkt gefunden. Und weil nur ein paar Pfennige drin waren, hat er seinen Fund auch nicht in die Kanzlei gebracht. Du musst unbedingt zu Zinkenhauer nach Waldkirch und ihm nochmals auf den Zahn fühlen.» Flehentlich sah sie ihn an. «Der Kaufmann muss sich geirrt haben, vielleicht hat ja der Beutel von Agnes nur so ähnlich ausgesehen. Ihr Männer achtet auf so was ohnehin nicht richtig. Bitte, Adalbert! Zinkenhauer kennt dich als Stadtarzt und Ratsherr, deine Stimme hat also Gewicht.»

Die Worte waren nur so aus ihr herausgesprudelt, und ihre Wangen hatten sich noch röter verfärbt.

Er strich ihr über die Hand. «Beruhige dich, Serafina. Für heute ist es zu spät, um noch nach Waldkirch hinauszuwandern. Aber gleich morgen früh mache ich mich auf den Weg. Und einstweilen kann ich heute schon mal Metzgermeister Grieswirth aufsuchen, der auf vertrautem Fuß mit Schultheiß Paulus von Riehen steht. Und hernach gleich auch noch unseren guten alten Freund Laurenz Wetzstein. Der ist derzeit sogar Beisitzer bei Gericht, wie du vielleicht weißt. So können wir möglicherweise bewirken, dass die Herren Richter den Fall neu aufrollen und dass bis dahin dem armen Jodokus zumindest die Tortur erspart wird.»

«Das würdest du wirklich tun?» Sie seufzte erleichtert.

«Aber ja, gleich nach dem Mittagessen. Vorausgesetzt, du isst jetzt endlich was, Irmla hat sich solche Mühe gegeben.»

«Ach Adalbert, ich hab überhaupt keinen Hunger. Da wäre nämlich noch etwas, etwas sehr Wichtiges, bevor du dich auf den Weg machst zu Grieswirth und Wetzstein.



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